Main-Rheiner Wormser Zeitung vom 17.02.09 "Menschenskinder" Tour-Finale

[Elli live Fan]

Wormser Zeitung

Party-Stimmung gegen den Winter-Blues

"Menschenskinder" sorgen zum Tour-Finale im Lincoln-Theater für Laune / Junge Musiker reißen Zuhörer von den Sitzen


Musik im Blut und viel Sonne im Herzen -
die "Menschenskinder" beim Lincoln-Auftritt.
Foto: Hans-Dieter Niepötter/masterpress

Vom 17.02.2009

Von
Claudia Wößner

WORMS. Menschenskind, waren die genial! Im Lincoln-Theater war am Sonntagabend Partystimmung pur angesagt. Von der ersten bis zur letzten Minute standen die vielen Besucher, tanzten mit und hatten eine Menge Spaß. Der Grund für die Riesenbegeisterung: Der rasante Auftritt des Musik-Projekts "Menschenskinder".

Das Vorurteil, dass deutschsprachige Pop- und Rocksongs gut gemacht, aber doch irgendwie ziemlich langweilig sind, hält sich trotz der Erfolge von Bands wie "Ich + Ich", "Rosenstolz" oder "Wir sind Helden" hartnäckig. Wer Menschenskinder gehört hat, wird das nicht mehr behaupten.

Allein schon der Hintergrund der Truppe ist spannend: Knapp ein Dutzend Musiker sind an dem Band-Projekt mit Promi-Faktor beteiligt. Initiator Timo Holstein, der Frontmann der Kultband "Snailshouse", hat den bunten Haufen im WM-Jahr 2006 zusammengebracht. Bei Festivals feierten die Menschenskinder an der Seite von mehreren Superstars damals ihr eigenes Sommermärchen.

Neben Holstein gehören Bettina Schelker, Preisträgerin des John-Lennon-Awards 2008, Elli Erl, Gewinnerin der zweiten Staffel von "Deutschland sucht den Superstar" und TV-Star Fabian Harloff zu den Kindern. Komplettiert wird die Formation von Snailshouse-Gitarrist Günni Stöckel, Pianist Peter Klein, Drummer Bene Neuner, Bassist Johannes "Krone" Kronenberger und dem Berliner Entertainer Boris Böhringer. Dazu gesellen sich regelmäßig Freunde und Wegbegleiter.

Klar: Bei so vielen verschiedenen Individualisten ist die Band ungemein vielseitig. Seit zweieinhalb Wochen touren die Menschenskinder mit ihrem Debüt-Album "Neue Generation" durch Deutschland und die Schweiz. Im Lincoln steht nun das große Tour-Finale an. "Halbmüde" seien sie, warnt Frontmann Timo Holstein bei Konzertbeginn das Publikum. Doch von Müdigkeit keine Spur: Auch ohne Fabian Harloff entpuppt sich die Truppe als Live-Act der Extraklasse.

Springen, klatschen, mitgrölen - der Platz zwischen den Sitzreihen wird schnell zu eng. Hinsetzen darf sich nur der Gast mit dem Rückenleiden in der ersten Reihe. Für die anderen gilt: Bewegung nonstop. Energiebündel Timo Holstein kennt da kein Pardon. Zumal es zuvor ja schon ein großartiges Aufwärm-Programm gegeben hatte. Die Newcomer "Keine Zeit" hatten als Vorgruppe das Publikum auf Betriebstemperatur gebracht.

Der 20-jährige Daniel Grunenberg und die 18 Jahre alte Carolin Niemczyk machten mit melodischem Deutsch-Pop eindrucksvoll auf sich aufmerksam. Nach dieser Nummer hatten die Menschenskinder relativ leichtes Spiel. Die Truppe ist das perfekte Heilmittel gegen die Winterdepression. Ihr Sound strotzte geradeso über vor Optimismus, von sommerlicher Leichtigkeit und Frische. Wenn die "Glücksfee" vorbei kommt oder die "Discokönigin" zu tanzen beginnt, ist alles andere vergessen. Sonne ins Herz bringt der Song "Wenn du lachst". Alle gehen mit. "Sehr geil", ruft Timo Holstein ins Publikum. Aber die Menschenskinder machen nicht nur Party-Musik. Auch Nachdenkliches gibt es. Das Kollektiv singt für den Klimaschutz "Immer wenn es regnet". Grandios melancholisch ist die Solo-Nummer von Elli Erl: Mit ihrer rauen Stimme reißt die Rockröhre die Zuschauer zu Beifallsstürmen hin.

Gerne hätte man mehr von ihr allein gehört. Doch die ruhigen Momente sind schnell vorbei. Die Musiker geben wieder ordentlich Gas. Ein unglaubliches Tourfinale!