Kleines Resümee:
http://www.zeitung.org/onetz/695062-118,1,0.html
Zitat:
Wenn der Bäcker mit Geld winkt
Weidener mobilisieren Flut an Hilfsmittel für Tsunami-Opfer - Nun lädt Ministerpräsident Stoiber zum Dank in Residenz ein
Weiden. (mte) "Der Bäcker lief mir auf der Straße mit Geld entgegen, Arbeitskollegen waren spendabel, Nachbarn und Bekannte legten auch noch was dazu", erzählt Martina Jedrys von der spontanen Spendenfreude der Weidener nach der Flutkatastrophe in Südostasien. Dann ging alles ganz schnell. Die Bilanz der Sammelaktion aus privater Hand nach nur zwei Wochen: 41 Spender, 6000 Euro in der Kasse plus Medizin satt.
Ministerpräsident Edmund Stoiber setzt nun noch eins obendrauf. Zum Dank lädt er alle Helfer in Sachen Flutopfer am 7. April zu sich in die Residenz nach München ein. Mit von der Partie sind neben den ebenfalls äußerst erfolgreichen Hilfsprofis wie der Lions Club und der Verein "Hoffnung für Menschen" die privaten Sammler Martina Jedrys, Ehemann Richard und Kerstin Thoma aus Weiden.
Spontanhilfe vor Ort
Doch von vorne: Mit Medizin, Klamotten und dem Geld im Gepäck ging es für das Trio zwei Wochen nach der Katastrophe Richtung Colombo, von dort weiter nach Wadduwa und Beruwala an der Westküste Sri Lankas. Das Ziel waren befreundete Einheimische. "Erst sollten wir nicht kommen, alles wäre kaputt, sagten unsere Bekannten", erzählt Kerstin Thoma. Geflogen sind die Drei trotzdem. Katamarane wollten sie kaufen, den zehn Familien helfen. Womit? Mit Kleinigkeiten wie Zahnpasta und -bürste, Lebensnotwendigem wie Reis, Nudeln, Milchzucker und Großprojekten wie neuen Pulten und Tischen für die Schule sowie reparierten Tuck Tucks, die dreirädrigen Taxis der Singhalesen.
"Alles zusammen bekommt man für 6000 Euro", sagt Jedrys, der akribisch über Einnahmen und Ausgaben Buch führt. Kaum eine Fremdsprache beherrscht der 56-Jährige richtig. Mit einem Mischmasch aus Bayerisch, Deutsch, Englisch und Singhalesisch leistete er in 17 Tagen unbürokratisch Hilfe vor Ort. Stets an seiner Seite: die zwei Damen. "Genau am letzten Tag war auch der letzte Cent weg. War ich froh, als das viele Geld dort war, wo es hingehört", sagt Martina Jedrys.
Kontaktbörse Residenz
Zurück in Deutschland ist nun aber Schluss mit der schnellen Hilfe aus privater Hand. Geballte Bürokratie versperrt den Weg für weitere Hilfsaktionen. "Wir dürfen hier nicht mehr sammeln. Wir sind keine Organisation", erklärt Jedrys. Aber was nun? "Wir gründen einfach einen Verein, eine Art Familiennothilfe für Sri Lanka. Bei der Stadt war ich schon, beim Amtsgericht auch." Die Sache läuft. Doch wohin in der Zwischenzeit mit dem Spendengeld? "Wir planen ein Sonderkonto und setzen auf das Treffen bei Stoiber." Eine gute Kontaktbörse sei das in der Residenz. Tipps und Tricks sollen mit Gleichgesinnten ausgetauscht werden. "Stoibers Einladung kommt zwar überraschend, uns aber gerade recht."
Das sehen die Hilfsprofis vom Lions Club ähnlich - auch sie sind in die Residenz geladen. "Eine große Ehre ist die Einladung und ein Ansporn für weitere Aktionen, aber auch eine Chance, um vielleicht zudem staatliche Geldtöpfe anzuzapfen", sagt der Schatzmeister des Lions Club Max Rauch. Die Lions-Bilanz kann sich mehr als sehen lassen: 40 000 Euro Spenden für die Tsunami-Opfer in Südostasien. "Und stellen Sie sich vor: Das ganze Geld, ein gutes Jahresgehalt sozusagen, haben wir in nur zwei Monaten zusammengebracht." Eingeplant hatten die Verantwortlichen einen Sammelzeitraum von drei Jahren. "Feuerwerke wie das Konzert mit Elli Erl oder von anderen organisierte Benefizkonzerte brachten uns unheimlich schnell ans Ziel", sagt Rauch.
Nun laufen schon die ersten Verhandlungen mit den Jesuiten in Indien, erzählt Lions-Präsident Janos Eisenhauer. Ein Pater aus Nürnberg führt sie. Worum es geht? Um den Wiederaufbau eines Dorfes, die nötigen Materialien, den Startzeitpunkt: 50 neue Häuser sollen entstehen. "Die Leute vor Ort legen dabei selbst Hand an, werden beschäftigt, wir geben hier nur das Geld für den Wiederaufbau frei", sagt Eisenhauer und verspricht: "Nichts, auch kein einziger Cent, bleibt an der Verwaltung hängen." Die Bauwut pur wird allerdings erst im Spätsommer oder im Herbst so richtig um sich greifen: "Das Tempo bestimmen die Leute im Dorf." Rauch will dann nach Indien reisen und "sehen, wohin das Geld fließt". Bis dahin aber bleibt er in Sachen Hilfsaktion weiter am Ball. "Stehen bleiben wir hier nicht", verspricht er.
Hilfswelle rollt weiter
Finanziell toppt das nur noch der Verein "Hoffnung für Menschen". Im Juli 2004 von Horst Heider als caritative Alternative zu den Weihnachtsgeschenken für seine Mitarbeiter gegründet, sammelte der Chef nach der Flutkatastrophe bis zur ersten Februarwoche enorme 70 000 Euro als Soforthilfe. Klar Schiff hat er bereits für ein weiteres Projekt gemacht: die "Boot-Aktion". 100 Fischerboote mit Netz für á 500 Euro sollen vor Ort selbst gebaut werden. Jedes trägt den Namen des edlen Spenders. "30 sind bereits in Auftrag gegeben", sagt Heider, an 20 weiteren soll demnächst in Südostasien gearbeitet werden. Zu Land plant Heider ein Kinderdorf. Die ersten zehn Häuser für 90 Waisenkinder und zehn Witwen sind finanziell fast in trockenen Tüchern. Baubeginn ist Anfang nächsten Jahres.
Das langfristige Ziel des Vereins? "Kinderaugen sollen leuchten", sagt der 42-jährige Geschäftsmann voller Vorfreude auf seinen September-Trip nach Südindien. Erstmal geht es aber mit einer Gesamtbilanz von fast 100 000 Euro Fluthilfe ab zum Ministerpräsidenten. "Das wird ein Auflauf werden. Da freu' ich mich schon drauf." Und danach? "Da geht das Sammeln weiter. Uns gab es vor der Flut, uns gibt es auch noch lange danach. Es gibt viel zu tun."
|
Elli live Fan
|