"Ich muss mich nicht verstecken"
Elli geht ihren eigenen Weg - und das klingt ausgesprochen gut.
Mehr Rock, weniger Casting: Elli Erl, Superstar aus Regensburg.
Mit "Shout It Out" bewegt sich Elli auf den Spuren von Rockbands wie den Guano Apes oder Eat No Fish.
Elli macht die Dinge anders
Das sind eben so die Sachen, an denen man merkt, ob ein Mensch Präsenz hat oder nicht. In der Raucher-Lounge eines Münchner Nobel-Hotels brennt um halb elf Uhr morgens noch kein Licht - auch nicht, wenn da schon drei, vier Menschen sitzen. Erst als Elli Erl, amtierender Superstar von RTLs Gnaden auftaucht, eilt eine beflissene Angestellte heran, setzt beleuchtungstechnisch alles in Szene, fragt nach Getränkewünschen. Elli braucht Kaffee. Und Zigaretten. Vorher geht gar nichts, und wer die angenehm-rauchige Stimme auch nur einmal gehört hat, versteht das. Manche Rock'n'Roll-Klischees stimmen eben doch. Da verwundert es auch nicht, dass das soeben erschienene Elli-Debüt auf den Titel "Shout It Out" hört.
teleschau: Elli, Du hast Dir mit Deinem Debüt viel Zeit gelassen, vor allem, wenn man es mit dem Deines Vorgängers Alexander Klaws vergleicht ...
Elli: Ja, bei ihm war das damals eher ein Schnellschuss, bei dem die Musik schon vor den Aufnahmen fertig gestellt war. Auch wenn es von den Verkaufszahlen her natürlich stimmig ist, die Welle, die nach so einer Finalsendung da ist, noch mitzunehmen, wollte ich das nicht. So hatte ich genug Zeit für die Platte, konnte wirklich meine Vorstellungen verwirklichen, meine eigenen Songs unterbringen. Ich selbst bin mit dem Album glücklich und muss mich nicht verstecken. Der Eindruck, den diese Platte vermittelt, ist der richtige. Das ist mir persönlich wichtiger als der finanzielle Erfolg.
teleschau: Hattest Du alles Mitspracherecht, das Du wolltest?
Elli: Ja. Ich habe ins Studio alle Songs mitgenommen, die ich hatte. Das haben wir, also ich, die Plattenfirma und das Management, dann miteinander durchgehört und den gemeinsamen Nenner - das waren sieben Songs - draufgepackt. Als nächstes kamen die Vorschläge anderer Songwriter dran. Da haben wir uns richtig viel Zeit gelassen, wollten nichts überstürzen. Schließlich wollten wir sicher gehen, dass die besten Songs auf dem Album landen ...
teleschau: Wie kam der Kontakt zu Songwriter-Gott Guy Chambers zu Stande?
Elli: Mein Produzent kannte den schon. Und der dachte sich, der Name macht sich auf der Platte nicht schlecht. (lacht) Als wir das Demo zum ersten Mal hörten, fanden wir den Track auch gleich super - obwohl wir da noch gar nicht wussten, wer den geschrieben hat. Als wir dann gehört haben, dass es eine Chambers-Nummer ist, hat sich jeder krampfhaft überlegt, wie das wohl von Robbie Williams klingen würde. (lacht) Aber im Ernst: Es ist eine klasse Nummer - und ich hoffe, dass Guy Chambers das Ergebnis zufrieden stellt. Vielleicht kriege ich ja mal Feedback von ihm.
teleschau: Eigentlich läuft das bei Casting-Künstlern doch alles ganz anders. Zumindest nach der landläufigen Meinung sind die eher Produkte ...
Elli: Das ist natürlich auch eine Schublade, in die ich nicht gesteckt werden möchte, in die niemand gerne will. Die Leute denken doch häufig, wer aus einer dieser Shows kommt, kann eigentlich gar nichts, ist nicht besonders musikalisch und verdient damit plötzlich einen Haufen Kohle. Letzteres stimmt übrigens auch nicht ganz, keiner von uns schwimmt in Geld. Ich bin halt jemand, der seine eigenen Songs schreibt und schon eine ganze Weile lang Musik macht, auch live auf der Bühne. Und da möchte ich weiter machen. Ich spiele seit neun Jahren in verschiedenen Bands und habe Erfahrung, die weit über "Deutschland sucht den Superstar" hinausgeht.
teleschau: ... die Du ja mit in die neue Band rübergenommen hast.
Elli: Ja, meine Begleitband besteht durch die Bank aus alten Freunden, die ich zum Teil Jahre lang kenne und mit denen ich schon in verschiedensten Formationen gespielt habe. Das ging zum Glück völlig einfach - auch die Arbeit im Studio hat mit den Jungs total Spaß gemacht. Die waren begeistert, vor allem, weil sie endlich einmal genug Zeit hatten.
teleschau: Mit wem habt Ihr denn aufgenommen?
Elli: Unser Produzent war Frank Bornemann. Der hat in Hannover ein Studio und ist wirklich jemand, der auf meine Art von Musik steht. Er hat Bands wie Eat No Fish oder die Guano Apes produziert - rockig, mit Frauenstimme, also genau meine Art von Musik. Wir haben uns auch auf Anhieb gut verstanden.
teleschau: Mit Dieter Bohlen weniger, wenn man der Presse glauben darf. Da gab''s ja gegen Ende von "Deutschland sucht den Superstar" einige Reibereien.
Elli: Mit Bohlen habe ich gar nichts zu tun - aber das liegt nicht daran, dass wir uns nicht mögen oder so, sondern weil ich musikalisch in einer völlig anderen Schublade stecke. Das soll jetzt nicht seine Arbeit abwerten, das er etwas kann, ist ja unbestritten. Das alles war auch nie so ein großes Problem. Das wurde von der Presse aufgebauscht und war nie wirklich ein Streitthema zwischen ihm und mir.
teleschau: Stichwort Presse: Gerade die "Bild"-Zeitung hat Dich und Denise zum Teil ziemlich heftig ''rangenommen ...
Elli: Diese eine Geschichte mit dem "dicke Freundinnen" und so, ach, das war so überspitzt, so krass formuliert, dass ich es gar nicht ernst genommen habe. Natürlich, bei manchen Sachen schluckt man echt ein bisschen. Aber diese ganzen Artikel waren so offensichtlich Satire, dass wir uns darüber eigentlich eher amüsiert haben. Zumal ich den Artikel vorher gegengelesen hatte, er aber auf einmal völlig anders war. Da muss es bei der "Bild" eine Stelle geben, die alles noch einmal verändert und sozusagen auf deren Linie bringt.
teleschau: Wer denkst Du, sind heute Deine Fans? Sind das die, die auch "Deutschland sucht den Superstar" geschaut haben?
Elli: Sicher teilweise auch. Aber ich sehe ja, wer so zu meinen Autogrammstunden kommt. Eher Mädels als Jungs, und auch schon die etwas Älteren. Ich glaube, dass Alexander eher die Teenies anspricht. Für mich interessieren sich eben die Leute, die etwas Anspruchsvolleres haben wollen. Ich sehe das auch daran, dass meine Eltern, oder die von Freunden, die Platte auch toll finden. Ich werde schließlich oft mit Melissa Etheridge verglichen, die ja auch nicht gerade nur von den Kids gehört wird.
Tourdaten Elli:
14.10. Berlin, Saturn (17.00 Uhr)
16.10. Zürich, Kongresshaus
23.10. Straubing, Media Markt (11.00 Uhr)
23.10. Nürnberg, Marktkauf (16:00 Uhr)
30.10. Hannover, Saturn (12.00 Uhr)
30.10. Porta Westfalica, Saturn (16.00 Uhr)
12.11. Essenbach, Eskara-Halle
Autor: Jochen Overbeck
Quelle: "teleschau - der mediendienst"
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