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Alt 01.06.2004, 09:32
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christkindl christkindl ist offline
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Lesbisch zum „Superstar“
2004: Elli Erl sagt in der RTL-Castingshow „Deutschland sucht den Superstar“ (DSDS), dass sie mit einer Frau zusammen ist. Und gewinnt. Am 29. Mai ist sie bei der SIEGESSÄULE-Party

>„Elli Wer?“ „RTL-Casting-Show mit Dieter Bohlen?“ „Bäh!!!“ Gespräche über die 24-jährige Elli aus Bayern können sehr kurz sein. Oder so ein schuldbewusstes, aber deutlich sichtbares Glitzern in den Augen auslösen. Bei denen, die nur „Superstar“ kuckten, um mit Elli mitzufiebern. Mit Elli, der Musikerin mit der markanten Stimme, die sich während der Show outete. Die anders war als die Mädels mit dem klassischen Frauen-Outfit. Die bis zuletzt nicht lernte, auf hochhackigen Stöckeln zu laufen, und sich als waghalsige Aktion als Einzige einen Motorradstunt aussuchte. Die wirklich singen kann, ihre lesbischen Fans mit einem Melissa-Etheridge-Coversong („Like the Way I do“) eroberte und am Ende per Zuschauerabstimmung tatsächlich gewann.

>Deine Band Panta Rei macht melodiösen Rock. Da liegt es nicht nahe, sich für eine Mainstream-Casting-Show zu bewerben.

Ich habe mich beworben, weil ich dachte, da kann ich Kontakte knüpfen, die etwas für die Band bringen. Dass ich das Ding gewinne, damit habe ich natürlich nicht gerechnet.

>Im Finale musstest du mit dem Dieter-Bohlen-Song „This is my Life“ antreten. Nach deinem Sieg ist dies nun auch planmäßig deine aktuelle Single. Wie gefällt dir der Song überhaupt?

Die Demoversion hat mir nicht gefallen. Auf der CD sind zwei Versionen drauf, die Balladenversion und die zweite mit mehr Gitarre. So kann ich es gut vertreten und singe es auch gerne. Aber natürlich, die neue Platte, die vom Guano-Apes-Produzenten produziert wird, wird anders. Ich bin gefragt worden, ob ich auf der Platte einen Dieter-Bohlen-Song will. Und ich habe gesagt: nein.

>Du hast während der Show offen gesagt, dass du mit einer Frau zusammen warst. Hast du lange überlegt?

Ich habe überhaupt nicht lange überlegt. Meine Eltern wussten es, meine Freunde wussten es und ich dachte mir, okay, Bild kommt sowieso drauf, dann sage ich es lieber gleich. Ich bin froh darüber, dass ich es gemacht habe und es gab nur positive Resonanz.

>Dieter Bohlen hat öfter deine fehlende Weiblichkeit bemängelt.

Das war mir ehrlich gesagt ganz egal, weil ich mir dachte, ich bin so und ich bleibe auch so. Und ich finde mich auch nicht zu wenig weiblich.

>Die Frage, die die Homowelt bewegt: Bist du lesbisch oder bist du wirklich ein „Keks“, wie in deiner Clique Bisexuelle heißen?

Ich sage immer, dass ich bisexuell bin, weil ich Männer nicht abstoßend finde. Ich hatte ja auch vor meiner letzten Freundin zwei Jahre einen Freund. Momentan ist es aber schon so, dass ich mir eine Freundin sehr gut vorstellen kann. Viele fragen: Wieso sagst du nicht, dass du lesbisch bist? Weil es durchaus Männer gibt, die ich attraktiv und nett finde.


>Die SIEGESSÄULE ist in Berlin seit 20 Jahren das Szenemedium. Du wirst auf der Geburtstagsparty am 29. Mai sein. Hast du einen Bezug zur Szene?

Ich habe viele Freunde, Schwule und Lesben, und gehe natürlich auch oft in Homolokalitäten. Aber bisher hat sich das noch nicht ergeben, dass ich mich für irgendwas großartig einsetze.

>Du strebst jetzt eine Musikkarriere an?

Ich hoffe, dass es klappt. Die nächste Single ist entscheidend. Da werden auch viele darauf kucken, vor allem die, die gesagt haben, jetzt will sie mit Bohlen nichts mehr machen, sehen wir mal, wo sie bleibt.

>Also hast du versucht, die „Superstar“-Show als Sprungbrett zu nutzen?

Absolut. Nur als Sprungbrett. Ich sehe mich auch nicht als Superstar, da bin ich noch ganz weit von entfernt. Das Wichtige ist, dass man den Boden unter den Füßen nicht verliert. Dann gerät man auch nicht in diese Maschinerie.

>Kann man das?

Du hast alle Möglichkeiten, zwingen kann dich keiner zu irgendwas. Man muss immer hundertprozentig einen klaren Kopf haben, man gerät ziemlich schnell unter die Räder bei der ganzen Geschichte, aber man schafft es auch, diesen „DSDS“-Titel wieder wegzukriegen. Viele denken, Casting-Kandidaten sind keine echten Künstler, was ein totaler Blödsinn ist, es ist momentan die einzige Chance, um an Plattenfirmen ranzukommen.

Text und Interview: Gudrun Fertig




das is das interview von der sigessäule-site
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