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Alt 08.08.2004, 10:09
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Elli live Fan Elli live Fan ist offline
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Regt Euch bloß nicht auf, ist nicht gut für's Herz: Ich habe lange überlegt, ob ich es überhaupt kopieren soll!

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Geliebter Quälgeist

Das junge Deutschland tanzt nach seiner Pfeife. Detlef D! Soost ist Drillmeister der Popsternchen und TV-Dauergast. Das war früher mal ganz anders. „Ich habe mich gefühlt“, sagt er , „wie Abschaum“

Von Jana Simon

Detlef Soost, genannt D! mit Ausrufezeichen, sitzt im Hattinger Parkhotel und legt Wurst auf ein Brötchen. Es ist halb elf morgens. D!s Augen sind gerötet, die Nase läuft, Schnupfen vom ständigen Trainingsschweiß und der kalten Luft der Klimaanlagen, die den Körper verwirren. Jedes Wochenende ist D! in einer anderen Stadt, lehrt Teenager zu „tanzen wie die Popstars“. Er ist sehr groß, trägt einen roten Pullover, mächtige Arme wölben sich darunter. Für einen Tänzer wirkt er massig. Sehr langsam gießt D! Kaffee in eine Tasse. Seine Augenlider kämpfen gegen die Schwerkraft.

In diesem Augenblick betritt die Hotelchefin, eine ältere Blondine mit toupierten Haaren, den Speisesaal, steuert auf D! zu, tätschelt ihm den Rücken. Er schnellt in die Höhe, die Muskeln angespannt. Energie durch Aufmerksamkeit. Sie nennt ihn „mein Schatz“, D! berührt sie kurz am Arm. Viele geben ihm Kosenamen, besonders Frauen. Sie hat ihm ihr Leben erzählt, letzte Nacht. D! hat sich alles angehört. Auch wenn er erschöpft ist, bleibt er aufmerksam, lächelt, nur die Bewegungen werden fahriger. Wenn er für sich ist, richtet sich sein Blick nach innen, die Schultern stürzen nach vorn. Der Riese implodiert.

Nach dem Frühstück wartet der nächste Tanzworkshop. Wieder Menschen, Menschen, Menschen. In einer Woche trifft er an die 300. Und jeder will Aufmerksamkeit, Anweisungen, Ratschläge. Gestern war D! in Essen, da musste er kurz ausrasten, die Tanzschüler mochten sich einfach nicht so aufstellen, wie er es wollte. Durch Härte ist er bekannt geworden. „Drillmeister“ und „Feldwebel“ sind Etiketten, die sich über das Fernsehen an ihn geheftet haben. Er saß in der Jury von „Popstars“, hat die No Angels auf Erfolg trainiert, die Bands Bro’Sis, Preluders, Overground mit ausgewählt, Jeanette Biedermann und Sarah Connor geholfen. Er ist der Popsternchen-Quäler, sein Tanzstil eine Mischung aus Jazz-, Streetdance und Hiphop, wie er in den bunten Videos auf MTV gezeigt wird. Inzwischen besitzt er eine Tanzschule in Berlin, die Choreografien an 120 andere Schulen in Deutschland verkauft. Das junge Deutschland tanzt nach D!.

Gleichzeitig tritt er in „Die Supergärtner“, „Die Hausbaupromis“ und „Die Alm!“ auf. Als könne er keine Sendung auslassen, hetzt er durch die Shows der Republik. Sein Gesicht, seine Schritte und seine Zornesausbrüche hat er so oft im Fernsehen gezeigt, dass viele denken, sie würden ihn kennen. Was treibt einen wie Detlef D! Soost? „Fernsehen hat Suchtpotenzial“, sagt er. Zu Beginn habe er sich ständig gefragt: „Bin ich schon am Abstieg, oder ist alles noch okay?“ Seine Freundin Ines, die ihn seit 13 Jahren kennt, sagt, er wache jeden Morgen mit dem Gefühl auf, alles könnte vorbei sein. Dieses Gefühl lässt D! zwei Wochen auf eine Alm ziehen und Gülle schaufeln, lässt ihn fremde Gärten umgraben und Häuser bauen, die keiner braucht. Sein Gesicht bleibt dadurch dauerpräsent. Die Furcht vor dem Absturz ist mächtig, weil D! den Abgrund schon kennt. Und einmal hat das Fernsehen ihm sogar eine neue Familie geschenkt. Im Januar erscheint seine Biografie bei Rowohlt unter dem Titel: „Heimkind, Neger, Pionier“. Nun also Hattingen.

Halb zwölf. Eine junge blonde Frau nähert sich D!, sie ist die Leiterin des Tanzstudios, für das er gleich den Workshop geben wird. Ihre Stimme füllt den Raum, schließlich bestellt sie ein Glas Sekt. Ihre Stimme erreicht den Höhepunkt: „Super“, dass D! da sei, und die Hotelchefin sei ja auch „so süß“. Die meisten sind auf eine Art nett zu D!, von der man ahnt, dass sie im nächsten Augenblick umschlagen kann. „Richtig doll falsch“ nennt D! das Geschäft. Und ist doch jedesmal wieder getroffen, wenn er es bemerkt. Tänzer, die er ausgebildet hat, warben kühl seine Kunden ab. Eine Managerin der Band Overground, die ihn erst mit Lobeshymnen lockte, bevorzugte kurz darauf einen anderen Choreografen. D!s Schultern beben. Er hat sowohl die Bewunderung als auch die Zurückweisung sehr ernst genommen. Er nimmt vieles sehr ernst. D! kann furchtbar nerven. Auf der „Alm“ beschimpfte er eine Mitbewohnerin, weil sie rauchte, obwohl es verboten war. Bei „Popstars“ brüllte er schon am ersten Tag, als ein Mädchen nicht richtig trainierte. Die Quote stieg. So wurde aus Detlef Soost – D!, das geliebte Arschloch. Seine Emotionen bringen Cash.

Bei der nächsten „Popstar“-Staffel in diesem Herbst wird er nicht mehr in der Jury sitzen. „Die Haltbarkeitsdauer der Stars ist inzwischen zu kurz“, sagt er. Es gibt zu viele von ihnen. Bei den No Angels kamen Tausende zu den Konzerten, bei Bro’Sis noch wenige Tausend und bei Preluders und Overground nur noch Hunderte. Elli, die Siegerin von „Deutschland sucht den Superstar“, bekommt wahrscheinlich nicht einmal mehr ein eigenes Album. Die Teenagerträume enden früh. „Ich halte das psychisch nicht mehr durch“, sagt D!. Man könnte sagen, die Jugendlichen tun ihm Leid, auch wenn er das nie so ausdrücken würde.....u.s.w .

Elli live Fan
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