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Alt 27.01.2009, 20:02
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AW: Stuttgarter Zeitung 26.01.2009 - anlässlich des Auftritts im Cassiopeia

Und noch ein Konzert-Review in der gleichen Zeitung



Zitat:
Engel trifft Rockröhre
Die Superstar-Gewinnerin Elli Erl und die bislang eher unbekannte Britin Katie Marie spielen unplugged im Cassiopeia



Frauenkopf. Ihre Stimmen und ihre Gitarren reichen vollkommen aus. Mehr brauchen Elli Erl und Katie Marie auch nicht, um das zumeist weibliche Publikum zu verzaubern. Am Freitag spielten die beiden zusammen im Cassiopeia und waren jeden Cent des Eintritts wert.


Von Rüdiger Ott



Sie gleicht einem Engel. Das Tanktop passt zwar nicht dazu, auch nicht die weiten Jeans, die über ihre dunklen Stoffsneaker schlabbern. Aber wenn Katie Marie singt, ist es, als lege sich ein wohliger, warmer Schleier über die Seele. Sie hat diesen Song geschrieben, als sie Ärger mit ihren Eltern hatte, sagt die 28-jährige Britin. Sanft zupft sie auf den Seiten ihrer Gitarre und säuselt leise ins Mikro, haucht eigentlich nur die Töne. Der Text verrät ihre Wut, aber nicht ihre Stimme, die leicht traurig von zu Hause erzählt. In ihren dunklen Augen scheint die Welt zu versinken. Sie hat etwas von Missy Higgins, der jungen Australierin, die es mit eben diesem Mix aus Zerbrechlichkeit und Kraft auf den ersten Platz in den Charts Down Under gebracht hat und auch hierzulande ab und an im Radio gespielt wird. Wer Missy Higgins mag, mag Katie Marie.



So ganz anders ist da ihre Konzertpartnerin am vergangenen Freitagabend im Cassiopeia. Elli Erl hat nichts von einem Engel, sie ist die Rockröhre, die 2003 die Castingshow "Deutschland sucht den Superstar" gewonnen hat. Dabei passt sie eigentlich gar nicht in das Bohlen"sche Einfachstschema eines blonden Popsternchens à la Yvonne Catterfeld. Zu kantig, zu rau ist die 29-jährige Musikerin mit dem rollenden R und der strubbeligen Kurzhaarfrisur. Doch die Fernsehzuschauer mochte sie eben deshalb. Und auch eben deshalb wurde nichts aus dem großen Plattenerfolg, vom anfänglichen Hype einmal abgesehen.



Inzwischen hat Elli Erl ihre Nische gefunden. Die bekennende Lesbe hat sich einem Musikstil ähnlich dem Melissa Etheridges verschrieben. Rockig gefühlvoll eben. Ihren Auftritt garniert sie mit einer Stimme, so kratzig und stark, als wollte sie damit das Wasser in einem Glas zum Überschwappen bringen. Und wie das musikalische Vorbild aus den Staaten hat auch sie sich damit einen festen Fankreis gesichert. Homosexuelle Frauen lieben sie. Im ausverkauften Cassiopeia tummeln sich während des Konzerts denn auch fast ausschließlich weibliche Fans zwischen 25 und 40 Jahren. Dass sie in Stuttgart auftreten würde, war zuvor in Internetforen kursiert. Sogar aus Bremen waren einige angereist.



Authentisch sei sie, heißt es aus dem Publikum. Das mag sein. Doch ein Profi ist sie inzwischen auch. Während die eine für das Publikum spielt, spielt die andere mit ihm. An Selbstbewusstsein mangelt es Elli Erl nicht, das wird schnell klar. Das nächste Lied habe sie für ihre Freundin geschrieben, als sie sie auf einer Reise ganz arg vermisst habe, sagt sie. Das rührt, und wie. Die kleinen blonden Strähnchen, die keck unter ihrer Wollmütze hervorlugen, sind ebenso sorgsam arrangiert wie ihre Stücke produziert. Katie Maries am heimischen Computer selbst bedruckte CDs sehen neben den in Schwarz und Rot gehaltenen Hochglanz-Autogrammkarten ihrer Konzertpartnerin wie Fremdkörper aus.



Doch auf der Bühne steht die engelsgleiche Britin aus Torquay in Devon dem Kraftknubbel aus dem fränkischen Straubing in nichts nach. Und so spielen sie auch nicht nacheinander, sondern abwechselnd - nur mit ihren Akustikgitarren, ohne technisches Zubehör, unplugged eben. Jeder bekommt eine halbe Stunde am Mikrofon, dann wird gewechselt, dann erneut. Keine ist die Vorsängerin der anderen.



Vollkommen zu Recht. Während die eine rockt und durch ihre Ausstrahlung bezirzt, haucht die andere, schläfert ein und zaubert einem ein Lächeln auf die Lippen. Nach dreieinhalb Stunden stehen beide schließlich gemeinsam auf der Bühne und spielen noch ein paar Stücke zusammen. Ohne das will niemand aus dem Publikum nach Hause fahren.



Radiotauglich und hitverdächtig sind die Lieder der beiden nicht. Sie sind ganz schön anzuhören, ohne Zweifel, und die beiden Musikerinnen begeistern. Aber einprägsame Melodien, ausgefallene Gitarrenriffs oder herausragende Refrains sind Fehlanzeige. Schade eigentlich. Denn das ein oder andere Lied hätte Mainstream-Potenzial - und zwar nicht im schlechten Sinne.


26.01.2009 - aktualisiert: 26.01.2009 06:02 Uhr
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Geändert von Elli live Fan (28.01.2009 um 13:16 Uhr)
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