Anmelden

Vollständige Version anzeigen : Stuttgarter Zeitung 23.01.2009 - anlässlich des Auftritts im Cassiopeia


Elli live Fan
25.01.2009, 14:59
<image src=http://stuttgarter-zeitung.de/images/head/headLogo_stz.gif> (http://stuttgarter-zeitung.de/stz/page/1928108_0_2147_-quot-ich-muss-mich-immer-gegen-den-stempel-dsds-wehren-quot-.html)


"Ich muss mich immer gegen den Stempel DSDS wehren"
Elli Erl spielt heute Abend im Live-Club Cassiopeia und gegen ihr Image als Kunstprodukt der Casting-Show "Deutschland sucht den Superstar"

Vor fünf Jahren war sie die Rockröhre aus der Casting-Show "Deutschland sucht den Superstar". Das war einmal, sagt Elli Erl im Gespräch mit Regine Warth. Gerade hat die 29-Jährige eine Plattenfirma gegründet und organisiert ihre Auftritte selbst - wie heute im Club Cassiopeia.


Lange nichts mehr von Dir gehört - den Spruch musst Du Dir wohl häufiger anhören?
Das stimmt so nicht, von mir war schon was zu hören. Ich hatte Ende 2007 meine Platte "Moving on" veröffentlicht und unter anderem ein paar Auftritte in den Staaten. Und gerade eben habe ich mein Plattenlabel angemeldet. Das ist ein erhebendes, tolles Gefühl.

Aber es hieß doch, dass Dich mit Deinem Produzenten Thomas Stein seit Deutschland sucht den Superstar (DSDS) eine Freundschaft verbindet. Ist das etwa vorbei?
Mit Thomas Stein hat der Wechsel nichts zu tun. Auch mit dem Label gab es keine Probleme, weder musikalisch noch persönlich. Mir ging das alles bloß nicht schnell genug.

Du meinst, der Erfolg ließ auf sich warten?
Nein, auch wenn der große Erfolg in den deutschen Charts ausblieb, so hatte ich dennoch einige Erfolge: "Moving on" wurde in den Staaten von Gary Baker und Anthony Little produziert, daraus ergaben sich Kontakte, und ich konnte in verschiedenen Clubs spielen. So habe ich auch mein Idol Kirsten Hall kennen gelernt. Die Chemie hat sofort gestimmt, und wir haben zusammen ein paar Songs geschrieben. Das macht einen euphorisch. Doch von meiner Plattenfirma kam keine Reaktion, da hab ich dann gedacht, okay, irgendwas läuft hier nicht so richtig.

Und jetzt willst Du Deine Karriere selbst in die Hand nehmen?
Ich will es zumindest probieren. Ich werde 30. Vielleicht bin ich in ein paar Jahren für die Branche zu alt. Ich habe mir Grenzen gesetzt und einen Plan. Den will ich jetzt verfolgen. Ich kenne inzwischen genügend Leute, die mit mir das Label aufziehen wollen. Es macht Spaß, alles selbst in die Hand zu nehmen. Und es geht deutlich schneller.

Ist aber auch deutlich teurer.
Ja. Aber einige Leute unterstützen mich erst mal unentgeltlich, wir arrangieren uns so, dass es für beide Seiten Nutzen bringt. Und das klappt. Innerhalb eines Monats haben wir meine neue CD "Human" aufgenommen, die bald erscheinen soll: Ein Mix aus rockigen Nummern, Elektro, Balladen und Akustik. Wir haben uns für ein paar Wochen in den USA im Studio eingeschlossen und einfach nur Musik gemacht. Das ist alles sehr menschlich abgelaufen, nichts wurde überproduziert, sondern viel herumexperimentiert. Beispielsweise saß ich mal am Klavier und habe vor mich hin geklimpert. Das fand mein Produzent so toll, dass er das einfach aufgenommen hat. Irgendwann bin ich aufgestanden und aus dem Raum gegangen. Auch das kann man hören. Die Platte ist ein absoluter Stilmix geworden und spiegelt auch meine Persönlichkeit als Musikerin wieder.

Meinst Du, das verkauft sich auch?
Ich überlasse nichts dem Zufall. Ich habe mich mit einem Musikberater getroffen, der sich meine Songs angehört und entschieden hat, welche davon radiotauglich sind. Ich hole mir da schon Meinungen ein. Aber letztendlich gibt es keine Garantie, das weiß ich. Dennoch, dieses Album, das bin ich. Ich hoffe, die Leute können Elli neu entdecken.

Das war in der Vergangenheit nicht der Fall. Deine letzte Single erreichte Platz 75 der Charts. Zum Vergleich: Der von Dieter Bohlen produzierte Hit "This is my life" landete auf Platz drei.
Es wäre erstaunlich, wenn das nach einer Samstagabendshow mit Millionenpublikum anders gelaufen wäre. Mit der gleichen Medienpower hätte das auch bei meiner letzten Platte geklappt. In Amerika dagegen hätte "Moving on" funktioniert. Das war ganz sauber produzierter Pop. Hier muss ich mich immer erst gegen den Stempel DSDS wehren.

Du meinst, DSDS hat Dir letztendlich mehr geschadet, denn geholfen?
Nein. Damit es nicht falsch verstanden wird: Ich will DSDS nicht leugnen, das war damals die richtige Entscheidung. Nur ist es schade, wenn man nach fünf Jahren immer noch darauf reduziert wird.

Du versuchst ja zumindest äußerlich von dem DSDS-Image wegzukommen. Du bist jetzt blond und trägst keine Brille mehr.
Die zwei Jahre nach meinem Sieg bei DSDS habe ich mich wie weder Fisch noch Fleisch gefühlt. 2007 war so gesehen mein Selbstfindungsjahr, in dem ich viele Menschen getroffen habe, die mich als Künstlerin wieder bestätigt haben. Vor allem in den Staaten. Die Entwicklung zeigt sich natürlich dann auch äußerlich.

Glaubst Du, dass in den Staaten die Karriere-Chancen besser sind? Als Mutterland der Casting-Shows haben die doch selbst viele Künstler, die groß rauskommen wollen.
Sollte man meinen. Aber als ich sagte, dass ich die Siegerin einer Casting-Show bin, fanden die das gut. Die Amerikaner haben weniger Vorurteile, die sind geradezu stolz auf diese Shows. So hatte ich da einen anderen Start. Ich bin einmal aufgetreten, und schon wurde ich für weitere Auftritte gebucht. Das ist in Deutschland nicht so.

Planst Du Deine Karriere, falls es hier wieder nicht klappt, in die USA zu verlegen?
Ich bin da ganz offen, aber auch realistisch. Ich geh" das Ganze step by step an. Vielleicht klappt"s ja, dass ich als Vorgruppe auftrete oder eine größere Clubtour spielen kann.

Heute Abend trittst Du zumindest in einem fast ausverkauften Konzert mit der Britin Katie Marie auf. Wie kam das Konzert zustande?
Ein Fan von mir ist auch ein Fan von Katie. Die wollte unbedingt mit uns beiden ein Konzert organisieren. Und weil das alles Hand und Fuß hatte, habe ich zugesagt.

Und was für eine Elli werden die Leute dort sehen? Die, die sie aus DSDS kennen oder jemanden ganz anderen?
Sie werden eine Elli sehen, die authentisch ist. Also menschlich und echt. Human, eben.



23.01.2009 - aktualisiert: 23.01.2009 06:03 Uhr

ROXPET
25.01.2009, 21:22
DAnke fürs reinsetzen! Ein tolles super-ehrliches Interview,hört sich super an! Elli, du schaffst das!

Elli live Fan
27.01.2009, 19:58
Hier noch wie der obige Artikel in der Print-Ausgabe aussieht::)

<image src=http://i40.tinypic.com/2lauc87.jpg>

Elli live Fan
27.01.2009, 20:02
Und noch ein Konzert-Review in der gleichen Zeitung

<image src=http://stuttgarter-zeitung.de/images/head/headLogo_stz.gif> (http://www.stuttgarter-zeitung.de/stz/page/1929877_0_2147_engel-trifft-rockroehre.html)

Engel trifft Rockröhre
Die Superstar-Gewinnerin Elli Erl und die bislang eher unbekannte Britin Katie Marie spielen unplugged im Cassiopeia


Frauenkopf. Ihre Stimmen und ihre Gitarren reichen vollkommen aus. Mehr brauchen Elli Erl und Katie Marie auch nicht, um das zumeist weibliche Publikum zu verzaubern. Am Freitag spielten die beiden zusammen im Cassiopeia und waren jeden Cent des Eintritts wert.


Von Rüdiger Ott



Sie gleicht einem Engel. Das Tanktop passt zwar nicht dazu, auch nicht die weiten Jeans, die über ihre dunklen Stoffsneaker schlabbern. Aber wenn Katie Marie singt, ist es, als lege sich ein wohliger, warmer Schleier über die Seele. Sie hat diesen Song geschrieben, als sie Ärger mit ihren Eltern hatte, sagt die 28-jährige Britin. Sanft zupft sie auf den Seiten ihrer Gitarre und säuselt leise ins Mikro, haucht eigentlich nur die Töne. Der Text verrät ihre Wut, aber nicht ihre Stimme, die leicht traurig von zu Hause erzählt. In ihren dunklen Augen scheint die Welt zu versinken. Sie hat etwas von Missy Higgins, der jungen Australierin, die es mit eben diesem Mix aus Zerbrechlichkeit und Kraft auf den ersten Platz in den Charts Down Under gebracht hat und auch hierzulande ab und an im Radio gespielt wird. Wer Missy Higgins mag, mag Katie Marie.



So ganz anders ist da ihre Konzertpartnerin am vergangenen Freitagabend im Cassiopeia. Elli Erl hat nichts von einem Engel, sie ist die Rockröhre, die 2003 die Castingshow "Deutschland sucht den Superstar" gewonnen hat. Dabei passt sie eigentlich gar nicht in das Bohlen"sche Einfachstschema eines blonden Popsternchens à la Yvonne Catterfeld. Zu kantig, zu rau ist die 29-jährige Musikerin mit dem rollenden R und der strubbeligen Kurzhaarfrisur. Doch die Fernsehzuschauer mochte sie eben deshalb. Und auch eben deshalb wurde nichts aus dem großen Plattenerfolg, vom anfänglichen Hype einmal abgesehen.



Inzwischen hat Elli Erl ihre Nische gefunden. Die bekennende Lesbe hat sich einem Musikstil ähnlich dem Melissa Etheridges verschrieben. Rockig gefühlvoll eben. Ihren Auftritt garniert sie mit einer Stimme, so kratzig und stark, als wollte sie damit das Wasser in einem Glas zum Überschwappen bringen. Und wie das musikalische Vorbild aus den Staaten hat auch sie sich damit einen festen Fankreis gesichert. Homosexuelle Frauen lieben sie. Im ausverkauften Cassiopeia tummeln sich während des Konzerts denn auch fast ausschließlich weibliche Fans zwischen 25 und 40 Jahren. Dass sie in Stuttgart auftreten würde, war zuvor in Internetforen kursiert. Sogar aus Bremen waren einige angereist.



Authentisch sei sie, heißt es aus dem Publikum. Das mag sein. Doch ein Profi ist sie inzwischen auch. Während die eine für das Publikum spielt, spielt die andere mit ihm. An Selbstbewusstsein mangelt es Elli Erl nicht, das wird schnell klar. Das nächste Lied habe sie für ihre Freundin geschrieben, als sie sie auf einer Reise ganz arg vermisst habe, sagt sie. Das rührt, und wie. Die kleinen blonden Strähnchen, die keck unter ihrer Wollmütze hervorlugen, sind ebenso sorgsam arrangiert wie ihre Stücke produziert. Katie Maries am heimischen Computer selbst bedruckte CDs sehen neben den in Schwarz und Rot gehaltenen Hochglanz-Autogrammkarten ihrer Konzertpartnerin wie Fremdkörper aus.



Doch auf der Bühne steht die engelsgleiche Britin aus Torquay in Devon dem Kraftknubbel aus dem fränkischen Straubing in nichts nach. Und so spielen sie auch nicht nacheinander, sondern abwechselnd - nur mit ihren Akustikgitarren, ohne technisches Zubehör, unplugged eben. Jeder bekommt eine halbe Stunde am Mikrofon, dann wird gewechselt, dann erneut. Keine ist die Vorsängerin der anderen.



Vollkommen zu Recht. Während die eine rockt und durch ihre Ausstrahlung bezirzt, haucht die andere, schläfert ein und zaubert einem ein Lächeln auf die Lippen. Nach dreieinhalb Stunden stehen beide schließlich gemeinsam auf der Bühne und spielen noch ein paar Stücke zusammen. Ohne das will niemand aus dem Publikum nach Hause fahren.



Radiotauglich und hitverdächtig sind die Lieder der beiden nicht. Sie sind ganz schön anzuhören, ohne Zweifel, und die beiden Musikerinnen begeistern. Aber einprägsame Melodien, ausgefallene Gitarrenriffs oder herausragende Refrains sind Fehlanzeige. Schade eigentlich. Denn das ein oder andere Lied hätte Mainstream-Potenzial - und zwar nicht im schlechten Sinne.


26.01.2009 - aktualisiert: 26.01.2009 06:02 Uhr

click to enlarge>>><image src=http://i44.tinypic.com/mt2ww1.jpg> (http://i40.tinypic.com/2e1g7et.jpg)