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Alt 05.04.2005, 13:46
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ElliFan ElliFan ist offline
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ElliFan befindet sich auf einem aufstrebenden Ast
Kurzgeschichten von mir für euch

Da dieses Thema irgendwie ,,eingeschlafen'' ist, starte ich jezt einfach mal nen Versuch es wieder neu ,,aufleben'' zu lassen! *fg*

Am Rande der Wahrnehmungen

Kälte.
Sturmböen peitschen mir die Regentropfen ins Gesicht.
Meine Haut brennt und meine Füße schmerzen. Stumm blickte ich vor mich hin. Ich hatte das helle Licht, was mich führte und ich die ganze Zeit zu erkennen glaubte, schon längst aus den Augen verloren.
Ich habe aufgehört zu zählen, wie lange ich schon diese einsame Straße, an der sich rechts und links am Feldrand die Bäume zu einer Allee vereinten, entlanglief.
Ich ließ meine Blicke umherwandern. Ein vereinzelter Strahl Sonne an der scheinbar unzertrennlich dicken Wolkendecke ließ die sonst so schlicht erscheinenden Gersten des Feldes die sich sanft im Wind neigten, in einer warmen und goldgelben Färbung ihre volle Pracht zum Ausdruck bringen.
Ich atmete tief ein und aus. Das Herbstlaub wirbelte vor mir in kleinen Kreisen über den Asphalt.
Plötzlich standest du vor mir. Ich schaute dich einfach nur an, ergötzte mich an deinem Antlitz. Endete mein Weg hier? Warst du das Ziel meiner Suche? Habe ich denn überhaupt gesucht?
Nein, ich lief los, einfach so, ohne ein Ziel vor Augen zu haben, ohne zu wissen wo mich mein Weg hinführen würde.
Da standest du nun, deinen Blick mit einem unbeschreiblichen, fast bedrohlich wirkenden Funkeln in deinen Augen mit solch einer Perfektion auf mich gerichtet….
Solltest du für ein kleines Stück meines Weges meine stumme Begleiterin sein? In dem Augenblick, in dem du meine Hand ergriffst kam ein Sturm auf und entfachte ein Feuer in mir.
Jetzt wurde mir bewusst, das ich mich dem Gefühl, welches eine Veränderung mit sich brachte, wohl doch endlich annehmen musste.
Eine Feststellung die mich an mir selber zweifeln ließ, dennoch wehrte ich mich nicht mehr dagegen.
Es schien, als löschtest du all diese Gedanken in mir aus.
Ein zarter Windhauch kam auf und dann sah ich dich an mir vorüberziehen. Ein letzter Blick der ausdrucksstärker war, als ich es je hätte in Worte fassen können.
Nie wollte ich dich so gehen lassen… Abschied? Redete ich etwa von Abschied? Ich habe dich ja noch nicht einmal ,,besessen’’….
Dennoch, das Einigste was blieb, waren meine Gedanken an dich, ein kleiner aber zugleich schmerzlicher Tost, denn auch Gedanken sind vergänglich, ja, vor allem Gedanken. Nichts ist für die Ewigkeit.
Noch immer glaubte ich deine Wärme zu spüren, obwohl du schon längst vom Nebel verschluckt wurdest. Der Himmel verdunkelte sich.
Sanft spürte ich die ersten Zartschmelzenden weißen Flocken, die sich aus den Wolken in Richtung Erde machten, auf meiner Haut. Ich drehte meine Handfläche dem Himmel zu und schaute, wie sich die flauschigen Flocken durch die Wärme meiner Hand in eine winzige Pfütze umwandelten. Als ich hineinblickte schien ich die undeutlichen Umrisse deines Gesichtes zu erkennen. Kalt lief es mir den Rücken runter. Schnell drehte ich meine Hand um und schaute dem Wasser, welches sich dem Asphalt unter meinen Füßen näherte und beim Aufprall in tausende kleine Tropfen zerfiel, mit leerem Blick nach.
Kurz hielt ich Inne und lauschte, versuchte mich zu sammeln.
,,Ich bin stark, auch ohne dich! Ja, ich bin stark!’’ rief ich aus voller Kehle lauthals in die so friedlich erscheinende Umgebung…



Doch schon nach den ersten Worten kam der zitterige Unterton meiner Stimme zum Vorschein, der bestätigte, dass dieser Ausruf eine Lüge war.
Salzige Tränen rannen mir übers Gesicht. Noch ein letztes Mal sog ich die Bilder der Vergangenheit mit einer scheinbar unstillbaren Gier in mir auf.
Vor Erschöpfung kauerte ich auf dem Boden und wartete.
Wartete auf die Gestalt, die den Startschuss ertönen ließ, bei dem ich wie eine winzige Spielfigur erneut anfing blindlings geradeaus loszulaufen…

Manchmal ist das Leben wie ein Theaterstück, unsere Wege die wir gehen die Bühne und wir die Hauptdarsteller, die ständig von einer Rolle in die andere schlüpfen und sich stets hinter Masken verstecken, immer mit der Angst, enttarnt zu werden….

Doch die symbolische Begegnung deiner Person schien mir Welten zu eröffnen, brachte andere Ansichten mit sich.
Nun widmete ich meine Gedanken mit voller Hingabe auch den Dingen, die bisher nicht von geringstem Wert für mich waren.

Leben, einfach nur leben, die kleinen Augenblicke des Glückes auch in den Zeiten des Dunkels dankend anzunehmen, das ist das, was zählt.
Das Leben öffnet einem vieler solcher Möglichkeiten, würden wir sie nur einmal zur rechten Zeit erkennen und in Empfang nehmen….
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[COLOR=Orange]Halte immer an der Gegenwart fest. Jeder Zustand, ja jeder Augenblick ist von unendlichem Wert, denn er ist der Repräsentant einer ganzen Ewigkeit.''
(Goethe)

Erst die Erinnerung lässt uns offenbaren
Die Gnade, die das Schicksal uns verlieh
Wir wissen, dass wir glücklich waren
Doch dass wir glücklich sind - das wissen wir nie
(Goethe)[/COLOR]
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